ist nominiert für sein digitalpolitisches Engagement auf Twitter, wo er mit „#QuatschJura“ aufräumt und unter anderem verquere Argumentationen entlarvt.
Wie sind Sie dazu gekommen, auf Twitter aktiv zu werden, und was verbinden Sie mit damit mit Blick auf den For..Net Media Award?
Social Media und vor allem Twitter war im Frühjahr 2020 das schnellste Informationsmedium sowohl für wissenschaftliche Fakten als auch für Desinformation. In dieser Krise spielten juristische Falschinformationen erstmals eine tragende Rolle. Juristische Hypothesen kommen mit seriöser Quelle, dem Gesetz, klingen plausibel und die Empfänger sind es gewohnt, Behauptungen als Tatsachen anzunehmen. Dagegen waren Richtigstellungen im Nachteil. Behörden und vor allem Medien brauchten viel zu lange, um etwa die Behauptung zu widerlegen, dass sich Lehrerinnen und Lehrer schadensersatzpflichtig machen, wenn sie Masken anordnen und Kinder zu Schaden kommen. An anderer Stelle hieß es, wer Masken näht, verstoße gegen das Medizinproduktegesetz. Querdenker benutzten solches Quatsch-Jura, um Verunsicherung zu verbreiten. Da sah ich Bedarf an schneller und laienverständlicher Aufklärung. Kurze Ergebnisse ließen sich per Tweet verbreiten, dort wo Herleitungen nötig waren, waren Videos das Mittel der Wahl.
Was macht Ihren Twitter-Account zu einem erfolgreichen Format und was möchten/könnten Sie noch ändern, um Menschen über digitale Desinformation aufzuklären und Fake News entgegenzuwirken?
Üblicherweise verbreiten sich in Social Media jene Inhalte am schnellsten, die viel Emotion, am besten Empörung auslösen. Erstaunlicherweise gibt es aber auch eine große Nachfrage an komprimierter Sachlichkeit. Gerade wenn es um Glaubwürdigkeit geht, schafft es Vertrauen, wenn man zunächst auch die Argumente der Gegenseite nachvollzieht und dadurch schon entlarvt. Aufklärung ist ein anstrengende, aber unverzichtbare Sisyphusarbeit. Ich setze mich seit Jahren für eine konsequentere und grundgesetzkonforme Plattformregulierung ein. Daher führen wir Musterverfahren gegen Facebook, Google und Twitter und beraten und vertreten Opfer von Äußerungsdelikten.
Welche schöne/lustige/interessante Begebenheit, die Sie im Zusammenhang mit Ihrem digitalpolitischen Engagement erlebt haben, möchten Sie uns verraten?
In manchen Fotos oder Videos tritt die Kanzleigroßpudeldame Nelly auf. Sie stiehlt mir mit vorhersehbarer Gewissheit Show im Netz. Das schwappt in die Offlinewelt über. Auf der Hundewiese werde ich jetzt immer wieder angesprochen, ob das Tier an der Leine die Pudeldame aus dem Internet sei. Immerhin wissen die anderen Hundebesitzer dass Nelly dabei juristische Inhalte begleitet.